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Canonet 28 – das unterschätzte Rangefinder Multitalent für die Strasse

Die Idee
Anfang 2018 traf ich die Entscheidung, hier in diesem Blog, eine neue Kolumne zu starten. Die Idee war, sich regelmäßig via Gebrauchtmarkt eine günstige analoge Kamera zu schießen. Diese sollte für exakt 3 Filmrollen in meinem Besitz bleiben, als Review den Weg in diesen Blog finden und sich danach wieder auf den Weg in einen neuen Besitz machen…

Canonet 28

Die Kamera
Gesagt, getan – die erste Kamera dieser Art war dann die Canon Canonet 28 mit der Seriennummer M105 (September 1972), die ich für gerade einmal 46 EUR bei Ebay in einem TOP Zustand erstehen konnte. Sie kam inklusive UV-Filter, funktionierender Batterie für den Sucher und Ledertasche samt Gurt.
Die Canonet 28 kam 1971 heraus und alles in allem wirkte sie kaum genutzt. Besonders die Ledertasche war ich sonst eher in schlechtem Zustand gewohnt. Zumal die Alterung über fast 50 Jahre, dann auch ohne Nutzung für Verschleiß sorgt.

Ein paar technische Eckdaten möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, da sie die Nutzung der Kamera stark bestimmen, teilweise sogar einschränken. Im normalen Betrieb merkt man das aber kaum.

Objektiv 40mm f/2.8 (5 elements in 4 groups)
Fokus von Nah zu Fern – 1/4 Umdrehung
Autofokus Nein
Sucher
x0,6 mit automatischer Parallaxenkorrektur
ISO (ASA): 25,50,100,200,400
Verschlusszeiten f/14.5 mit 1/620s (EV17) bis maximal f/2.8 und 1/30s (EV1)
Blitz Synchronzeit: 1/30s

 

Im Gebrauch
Die Kamera fühlt sich im täglichen Gebrauch wirklich gut an. Sie ist mit ihren gerade einmal 540g Gewicht und den schmalen Außenmaßen 12cm x 7,5cm x 6cm nicht nur klein und handlich, sie lässt sich auch bequem in jeden Rucksack oder das Handgepäck im Flieger verstauen. Wahlweise behält man sie auch einfach um.

Der Filmtransport läuft reibungslos und es shooted sich ähnlich wie an Leica Kameras mit großem Spaßfaktor. Auf A (Automatik) gedreht lässt sich wirklich in fast jeder Tagessituation problemlos belichten. Die Kamera entscheidet dann selbst über Belichtungszeit und Blende. Mit einem 200er oder 400er Film ist man hier fast immer auf der sicheren Seite.

Canonet 28 – Venedig Italien – CHM400
Zum scharfstellen und fokussieren benötigt das Objektiv gerade einmal eine Viertelumdrehung. Die Naheinstellgrenze liegt dabei bei 80cm. Makrofotografie kann man also mit der Canonet 28 vergessen. Auf unendlich gestellt und mit leichter Drehung am Objektiv lässt sich so wirklich schnell Street Photography betreiben und man hat dabei fast immer eine Punktlandung im Fokus. Trotz altersbedinngt fehlendem Autofocus ist man hier nach kurzer Übung schnell und zielsicher. Einzig die gelbliche Einspiegelung zum fokussieren bereitet bei wirklich hellem Tageslicht Probleme, da sie kaum mehr erkennbar ist. Allerdings stellt das in der Praxis eigentlich durch besagte Vorteile kein echtes Problem dar.
Canonet 28 – Venedig Italien – Kodak Color 200

Auslösen lässt sich die Canonet auch bei Unter oder Überbelichtung problemlos, wenn sie nicht auf Automatik steht. Dann empfiehlt es sich f2.8 einzustellen und trotzdem abzudrücken. Wir können hier aus dem Negativ wieder locker 4 Blendenstufen in der Nachbearbeitung herausholen.

Canonet 28 – Venedig Italien – Kodak Color 200

Canonet 28 – Kodak Farbwelt 200 (abgelaufen und unterbelichtet)

Canonet 28 – Kodak Farbwelt 200 (abgelaufen und unterbelichtet)

Blitzen lässt sich auch ganz easy mit der Canonet. Ich nutze dazu einen Yongnuo Blitz, der ohne Probleme auslöst. Indoor oder Nachts lässt sich so also auch arbeiten. Die Blitzsynchronzeit ist dabei aber auf 1/30s beschränkt.

Ich habe lange überlegt ob ich nicht auf eine QL17 aufstocken sollte, aber ich habe entschieden bei dieser abgespeckten Version der großen Schwester zu bleiben. Sie macht einfach zu viel Spaß und damit wäre eigentlich auch schon der Beginn und gleichzeitig das Ende dieser Kolumne erklärt, denn ich werde sie nicht wieder abstoßen und behalten. 😀

Es folgen noch ein paar Fotos aus der Canonet 28.

hilfreiche Quellen
Canon Kamera Museum: https://global.canon/en/c-museum/product/film80.html
Canon Seriennummern: http://www.bobatkins.com/photography/eosfaq/DATECODE.HTM

3 Kommentare

  1. Wilfried

    Hallo, ein Kommentar zur Lösung des Batterieproblems: Es gibt eine 625er-Batterie der Marke „Weincell“, diese liefert die Spannung von 1,35V der damaligen PX 625, die ja aufgrund ihres Quecksilbergehaltes verbannt wurde. Es handelt sich dabei um eine sog. Zink/Luft-Batterie. Diese hat ein winziges Loch auf der Oberfläche, welches bei Lieferung mit einer luftdichten Folie abgeklebt ist. Nach dem entfernen dieser Folie wird durch den Austausch mit Luft Strom erzeugt. Einfach, aber genial. Alledings halten diese Batterien nach Aktivierung nur etwa 8-12 Monate und sind mit ca. 8-12 Euro nicht gerade billig. Aber immerhin, es gibt eine Lösung 🙂

  2. Seb

    Hallo Werner, vielen Dank für deinen Kommentar. Naja, zu Ende ist die Serie nicht, ich habe nur bisher keine Zeit gefunden sie weiter zu führen. Es liegen aber genügend Kameras herum. Ich muss sagen, die Canonet28 gefällt mir auch bei weitem besser als die allseits beliebte Canonet QL17 – und das nicht nur, weil sie eine höheren Shutterspeed zulässt. Auch der Preis ist hier deutlich angenehmer, da immernoch ein Geheimtip. 😀

    Ich habe in meiner „noch“ eine normale 625A drin, aber die PX625U schon vorrätig. Soweit ich mich belesen habe, wird es wohl so sein, dass die ASA/ISO 400 Einstellung dann quasi unterbelichten würde, wenn ein 400er Film drin ist und man dann besser 2 Stops runter geht mit der ASA. Sie müsste dann also auf ISO 100 eingestellt, die ISO 400 exakt belichten. Probiere das doch mal aus und melde dich gern dazu zurück. Ich bin gespannt wie lange meine Batterie noch hält, bis jetzt alles TOP. Aber spätestens dann, stehe ich auch vor dem Problem. Ehrlich gesagt muss ich aber sagen, ich würde es sogar gut finden, denn 1.) verzeiht einem analoger Film sowieso mal bis zu 4 Stops Belcihtungsunterschied, 2.) neige ich eh zum unterbelichten (für den Himmel und mehr Kontrast), 3.) erlaubt die Canonet ja 1/3 Stops Zwischenschritte und 4.) kann ich dann ja sogar 800er ISO exakt mit ihr belichten, wenn das mit dieser Faustregel halbwegs klappen sollte. Da ich selten unter 200er Film schoote, würde mir das persönlich sogar entgegen kommen. Beste Grüße, Seb 🙂

  3. Werner Scheithauer

    Hallo Sebastian,
    die Idee mit der Kolumne finde ich gut, noch besser finde ich allerdings das schnelle Ende. Ich kann gut nachvollziehen, das man die Canonet nicht wieder hergibt. Habe seit letzter Woche auch eine 28. Gereinigt ist sie schon ( die Dichtung war sehr übel), die neue Dichtung kommt die Tage und dann der erste Film damit. Kannst du mir einen Tip zur Batterie geben? Vermutlich ist hier auch das P625X Problem; wie gehst du damit um.
    Habe zwar Handbelichtungsmesser, aber bei jedem Bild messen ist nicht immer angebracht.
    Liebe Grüße
    Werner

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